Murmels erster Winterschlaf

 

„Murmel, komm schnell, wo bleibst du denn?“, ruft Mama Maus nun schon zum dritten Mal nach ihrem Mäusekind. „Jaha, ich komme schon“, ruft der kleine Murmel und folgt seiner Mama in das kuschelige Mäusenest.

„So Murmel, es ist soweit“, erklärt Mama Maus, „heute beginnen wir mit dem Winterschlaf. Mach es dir gemütlich und schlaf schön.“ Mama Maus macht es ihrem Sohn vor und rollt sich eng zusammen. „Gute Nacht“, flüstert sie gähnend und schließt die Augen. „Gute Nacht“, antwortet Murmel. Er legt sich zu seiner Mama, schließt die Augen und nimmt sich vor ganz schnell einzuschlafen, aber so sehr er es auch versucht, es klappt nicht! Murmel kann einfach nicht einschlafen!

 

„Mama,“ flüstert Murmel nach einer Weile, „ich kann nicht schlafen!“ . „Hhhmmm?“ antwortet Mama, „versuch es einfach nochmal,“ rät Mama gähnend, „denk einfach an etwas Schönes!“ Das versucht Murmel. Er denkt daran wie er mit den anderen Waldkindern gespielt hat. Er erinnert sich wie sie fangen und verstecken gespielt haben und wieviel Spaß sie zusammen hatten!

Da fällt Murmel etwas ein: Was die anderen Waldkinder wohl gerade machen? Ob Freddy das Eichhörnchen jetzt auch in seinem Kobel liegt und schläft? Und Isi der Igel? Ob er auch Winterschlaf hält? Jetzt ist Murmel hellwach! „Mama! Mama!!!“ ruft er, aber Mama Maus schläft so tief und fest das sie Murmel nicht mehr hört. Was soll er nur tun? So kann Murmel auf keinen Fall in den Winterschlaf gehen. Zuerst muss er wissen was seine Freunde gerade machen. Wer weiß, vielleicht können sie auch nicht einschlafen! Dann könnten sie sich die langweilige Winterzeit doch zusammen vertreiben! Leise und vorsichtig schleicht sich Murmel an Mama vorbei ins Freie.

 

Es ist kalt geworden und es weht ein kräftiger Herbstwind. Jede Menge Blätter liegen schon auf dem Waldboden und es sieht ganz anders aus als im Sommer.

Murmel läuft als erstes zum Eichhörnchenkobel: „Freddy, Freddy! Wo bist du?“ ruft Murmel auf der Suche nach seinem Freund, dem Eichhörnchen. „Hier bin ich Murmel,“ flüstert Freddy vom Baumkobel herunter, „wir halten schon Winterruhe…“ „Oh, verstehe“, ruft Murmel, und winkt seinem Freund zum Abschied zu.

 

Durch das Laub macht Murmel sich auf den Weg zur Höhle von Isi, dem Igel. Aber als er den Kopf in den Igelbau steckt, hört er seinen Freund schon leise und gleichmäßig schnarchen. Auch Isi hält wohl schon Winterschlaf! Das hätte Murmel nicht gedacht. Beruhigt, dass seine Freunde auch schon die Winterruhe begonnen haben macht er sich auf den Weg zurück nach Hause. Aber wo ist sein Zuhause? Eigentlich müsste er doch vom Igelbau ein Stück geradeaus gehen und am großen Baum nach links abbiegen.

Verwirrt schaut Murmel sich um. Alles sieht plötzlich ganz anders aus. Er sieht einen Baum, aber das kann doch nicht der sein an dem er abbiegen muss. Dieser Baum hier ist ganz kahl und die Blätter, die sonst an den Zweigen hängen, liegen nun auf dem Waldboden und sorgen dafür das Murmel keine Wege mehr erkennen kann. Er läuft ein Stück nach links, dann nach rechts, dann wieder geradeaus und im Kreis, aber er findet einfach nicht nach Hause.

 

 

Langsam aber sicher wird Murmel immer verzweifelter… Was, wenn er seinen Mäusebau nie wieder finden würde…? „Mama, Mama, wo bist du?“ schluchzt Murmel verzweifelt und weint leise vor sich hin. „Was machst du denn hier, Murmel. Warum weinst du denn?“ hört er auf einmal eine Stimme von oben. Es war Amalie, eine kleine Amsel, die es sich auf einem Ast gemütlich gemacht und Murmel schon eine Weile beobachtet hat. „Ich habe mich verlaufen,“ erklärt Murmel und erzählt Amalie wie er sich aus seinem Bau geschlichen hat, um zu sehen was die anderen Waldkinder machen. „Keine Sorge,“ sagte Amalie, „ich kann von hier oben alles sehr gut überblicken. Ich zeige dir den Weg nach Hause.“ Die kleine Amsel erhebt sich in die Luft und erklärt Murmel den richtigen Weg durch den Blätterboden. „Ein Stück nach links und am nächsten Baum rechts. Jetzt nur noch ein paar Schritte geradeaus gehen,“ erklärt Amalie von hoch oben aus der Luft. Murmel hört genau zu, läuft genauso wie Amalie es ihm zuruft und steht endlich wieder vor dem Eingang zum Mäusenest. „Danke Amalie!“, ruft Murmel erleichtert. „Warum fliegst du eigentlich noch hier herum, machst du keinen Winterschlaf oder fliegst in den Süden?“ „Nein, nein,“ antwortet Amalie, „ich suche mir noch ein bisschen was zu picken und dann halte ich Ausschau nach einem gemütlichen und geschützten Platz . Ich hoffe das der Winter nicht allzu kalt wird, dann wird’s schon gehen. Wir sehen uns im Frühjahr, Murmel!“ ruft Amalie und winkt ihm zum Abschied zu. „Bis bald“, ruft Murmel und schleicht sich in die Mäusehöhle zurück.

 

Mama Maus liegt immer noch zusammengerollt im Bau und schläft. Zum Glück hat sie von Murmels kleinen Ausflug gar nichts bemerkt. Vorsichtig kuschelt sich Murmel an Mama und macht es sich gemütlich, um sich ein wenig auszuruhen. Er ist froh das er nun weiß was seine Freunde gerade machen. Beruhigt schließt Murmel die Augen und ist im nächsten Augenblick auch schon eingeschlafen. Und bestimmt träumt er schon vom nächsten Frühjahr und dem Wiedersehen mit den anderen Waldkindern.